Hybrid ist nicht hybrid

Mit dem Rückgang von Corona-Infektionen ist es scheinbar etwas ruhiger rund um das Thema hybride Workshop und Veranstaltung geworden. Trotzdem bleibt das Thema weiterhin von großer Relevanz. Wenn 

  • Veranstaltungen vor Ort geplant sind, aber sich die Reisekosten von einigen Teilnehmenden unverhältnismäßig hoch herausstellen, 
  • Teilnehmer andere Verpflichtungen haben oder nicht Reisen dürfen 
  • oder Reisen aus Nachhaltigkeitsgründen nicht zu rechtfertigen sind, 

drängt sich die Frage auf, ob eine Veranstaltung hybrid durchgeführt werden kann. Die Antwort ist oft nicht eindeutig und vermeintliche Lösung nicht immer einfach, denn hybride Workshops und Veranstaltungen sind hochkomplex, insbesondere wenn es den Anspruch an ein hohes Maß an Interaktion gibt und alle TeilnehmerInnen – online und vor Ort – eingebunden werden sollen. Hier sind 3 take-aways basierend auf unserer Erfahrung nach der Durchführung von hybriden Veranstaltungen/Workshops:

Entscheidung abwägen

Oft erscheint ein hybrides Format im ersten Moment als eine einfache, schnelle Lösung, wenn ein oder mehrere Teilnehmer vor Ort nicht dabei sein können. Doch es lohnt sich genau abzuwägen, ob ein hybrides Format Mehrwert bringen kann. Bei gleichbleibendem Anspruch an einen Workshop sind 

  • die Vorbereitungen deutlich aufwändiger, 
  • die Voraussetzungen unterschiedlich (Online-TeilnehmerInnen können in der Regel 4 Stunden konzentriert teilnehmen – TeilnehmerInnen vor Ort hingegen 6-8 Stunden),
  • die Anforderungen an den/die ModeratorIn höher und oftmals ein- oder sogar mehrere zusätzliche Moderatoren notwendig, 
  • gutes technisches Equipment und schnelle Internetverbindungen eine Voraussetzung,
  • und last but not least: einige interaktive Workshopformate (z.B. viele liberating structures) sind nicht oder nur begrenzt umsetzbar, wenn alle Teilnehmenden dabei sein sollen.

Hybrid ist nicht hybrid

Wie auch bei rein digitalen Formaten können Veranstaltungen und Workshops im hybriden Bereich extrem unterschiedlich aussehen. Dies hängt von dem Format sowie der Anzahl und der Rolle der TeilnehmerInnen ab, die online dabei sind, sowie der Technik, die eingesetzt wird. Hier 5 Beispiele von Formaten, die 4sing durchgeführt hat, um nur einige Möglichkeiten von Vielen aufzuzeigen:

  • Ein Workshop, bei dem eine Teilnehmerin per Teleroboter hinzugeschaltet war und sich mit dem Roboter frei im Raum bewegen konnte.
  • Ein Workshop, bei dem eine wichtige Entscheidungsträgerin nicht dabei sein konnte und sich jeweils am Ende von Workshopeinheiten online dazu schaltete und so an relevanten Entscheidungen beteiligt werden konnte. 
  • Eine Konferenz bei der es einen online Ausstellungsraum in 2,5D gab, in dem sich alle TeilnehmerInnen für eine Stunde online aufhielten, wie in einem „realen Raum“ per Zufall aufeinander trafen und sich informell bi- oder trilateral austauschen konnten. Im Workshop selber arbeiteten die TeilnehmerInnen jeweils on- und offline in getrennten Gruppen. Abschließend wurden die Ergebnisse später im gemeinsamen Plenum diskutiert.
  • Eine Podiumsdiskussion vor einem Green Screen in einem Fernsehstudio mit zugeschalteten Experten. 
  • Ein hybrider Workshop, bei dem die TeilnehmerInnen alle vor Ort waren und eine Moderatorin online durch einen agilen Workshop leitete. Die Teilnehmer diskutierten im Plenum oder arbeiteten in Kleingruppen physisch an Pinnwänden im Raum. 

Lassen wir uns überraschen

Hätte man uns vor 3-4 Jahren gefragt, ob wir uns vorstellen können, dass hybride Formate funktionieren, wären unsere Antwort wahrscheinlich skeptisch ausgefallen. Die Erfahrung hat jedoch gezeigt, dass hybride Workshop unter gewissen Umständen und mit dem richtigen Erwartungsmanagement gut umsetzbar sind. Die rasante Entwicklung der Technik z.B. Teleroboter, neues smartes Kamera- und Mikrophon-Equipment sowie Green Screens machen vieles möglich. Wenn es um hybride Formate für Workshops geht, sind wahrscheinlich noch lange nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft. Und die Entwicklung geht noch weiter z.B. mit Hologram-Technologien und der Nutzung von AR/VR. Sicherlich sind nicht alle Versuche ein Erfolg, aber um den Möglichkeitsraum offen zu halten, müssen wir weiterhin experimentieren. Bleiben wir offen für Überraschungen, wobei wir – wie bei allen Experimenten – darauf vorbereitet sein müssen, dass die neuen Erfahrungen sowohl positiv als auch weniger erfolgreich ausfallen können. 

     

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